Die Kindergartenzeit, die in der Regel drei Jahre umfasst, lässt sich in mehrere Phasen unterteilen. In der ersten Phase entdecken die Kinder buchstäblich eine neue Welt. Für viele Kinder findet in dieser Zeit die erste längere Trennung von den Bezugspersonen statt. Es entstehen neuartige Beziehungen, sowohl zu den Kindern der Gruppe als auch zu den Erziehern. In dieser Phase hat das Kind häufig einen intensiven Bezug zu den Erwachsenen, deren Hilfe bei der Bewältigung der vielfältigen Anforderungen des Kindergartentages gern angenommen wird.
Darauf folgt meistens eine Phase, in der das Kind im Kindergarten „angekommen“ ist. Die Bindungen zu den Kindern der Gruppe vertiefen sich. Gleichzeitig verändert sich häufig das Verhältnis zu den Erwachsenen. Eigenständigkeit und auch das Erproben von Grenzen stehen nun im Mittelpunkt.
Im letzten Abschnitt der Kindergartenzeit gewinnt die bevorstehende Einschulung zunehmend an Bedeutung. Die Kinder haben sehr bewusst den Abschied ihrer Vorgänger wahrgenommen und bringen ihre eigene Situation damit in Verbindung. Wir haben bei Momo verschiedene Formen und Abläufe entwickelt, um die Kinder in dieser Zeit zu unterstützen.
Zusammenarbeit mit der Grundschule
Aufgrund unseres Einzugsgebietes besuchen die meisten Kinder die Kastanienschule in Visselhövede, hin und wieder auch die Grundschule in Jeddingen oder die Waldorfschule in Benefeld. Leider ist mit den zwei Letztgenannten aus zeitlichen und organisatorischen Gründen wenig Kooperation möglich. Mit der Kastanienschule arbeiten wir, ebenso wie die anderen Kindergärten, seit vielen Jahren eng und vertrauensvoll zusammen. Mehrmals jährlich finden Treffen statt, in den verschiedene gemeinsame Aktionen geplant werden. Ziel dieser Zusammenarbeit ist es, eine Brücke zu bauen zwischen Kindergarten und Grundschule. Beispielsweise besuchen die Grundschüler ihren ehemaligen Kindergarten und lesen den Kindergartenkindern vor. Auch den Besuch der zukünftigen Schulkinder unter dem Motto „Ein Nachmittag in der Schule“ organisieren Schule und Kindergarten gemeinsam. Das Brückenfest, das Erstklässler und zukünftige Schulkinder zusammen in der Kastanienschule feiern, hilft ebenfalls, Ängsten und Befürchtungen im Vorfeld zu begegnen. Mit einer Unterrichtsstunde im zukünftigen Klassenverband, meistens kurz vor den Sommerferien, findet das behutsame Heranführen der Kindergartenkinder an die Schule einen sinnvollen Abschluss. Eine gezielte Vorwegnahme schulspezifischer Lerninhalte wie Lesen, Schreiben oder Rechnen halten wir nicht für sinnvoll. Gern unterstützen wir die Kinder natürlich, wenn sie sich eigenständig für diese Themen interessieren. Das Einüben selbstständiger Entscheidungen, der Überblick über eigene Angelegenheiten und persönliche Gegenstände werden im Kindergartenalltag ebenso erlernt wie die Fähigkeit, sich Hilfe oder Rat zu holen.In der Zusammenarbeit mit den Schulen werden diese Fähigkeiten als wichtige Voraussetzungen der Schulreife angesehen.
Die letzten Monate im Kindergarten
Während das erste Halbjahr sehr unter den Aspekten Eingewöhnung der neuen Kinder und Gruppenbildung zu betrachten ist, steht im zweiten Halbjahr die bevorstehende Einschulung im Mittelpunkt. Unsere Großen realisieren, dass ihre Kindergartenzeit bald endet. Häufig erleben sie ein Wechselbad der Gefühle. Einerseits freuen sie sich auf die Schule, andererseits verlassen sie den „sicheren Hafen“ des Kindergartens. Durch Geschwister, Freunde und Erwachsene erhalten sie unterschiedliche Informationen über die Schule. Wir Erzieher stehen den Kindern als Ansprechpartner zur Verfügung und bemühen uns, ihre Selbstständigkeit und ihr Selbstwertgefühl zu stärken. Das Übertragen von gut zu bewältigenden Aufgaben im Alltag hat hier große Bedeutung. Ausflüge
Beispielsweise unternehmen die zukünftigen Schulkinder mehrere Ausflüge, an denen jeweils ein Erzieher sowie ein oder mehrere Elternteile beteiligt sind. Die Ziele dieser Ausflüge ergeben sich aus den Interessen der Kinder und werden von Erziehern und Eltern gemeinsam geplant. Beliebte Ziele sind die Freiwillige Feuerwehr in Ottingen und das Universum in Bremen. Es kann aber auch eine Tretbootfahrt oder ein Besuch im Barfußpark auf dem Programm stehen. Wir bewegen uns in fremdem Terrain und achten bei Ausflügen auf unsere Gruppe, wie auch auf unsere eigenen Sachen. Oft begegnen wir neuen Situationen oder fremden Menschen und es gilt die Herausforderung anzunehmen, mit all dem umzugehen.
Besuch zu Hause
Der Besuch der Kindergartengruppe im Zuhause der Schulkinder gehört ebenfalls zum festen Programm der letzten Monate. In Absprache mit den Eltern finden wir Termine und Möglichkeiten, diesen spannenden Tag zu gestalten. Sich als Gastgeber für den Tagesablauf mitverantwortlich zu fühlen, ist eine wichtige, lange nachwirkende Erfahrung. Wenn kein Besuch der Gruppe zuhause möglich ist, suchen wir gemeinsam Alternativen, z.B. den Besuch eines Lieblings(spiel)platzes in der Nähe des Wohnortes.
Übernachtung
Einige Wochen vor den Ferien dürfen die zukünftigen Schulkinder mit den Erziehern im Kindergarten übernachten. „Heute Abend schlaft ihr als Kindergartenkinder ein, morgen früh erwacht ihr als Schulkinder“, so beschreiben wir scherzhaft diesen Abend. Meistens essen wir gemeinsam, singen und erzählen, bis wir beim Anbruch der Dämmerung zur Nachtwanderung aufbrechen. Beim gemeinsamen Frühstück am nächsten Morgen lassen wir die aufregende Aktion noch einmal Revue passieren. Bei der Übernachtung lernen wir, mit Aufregung und ungewohnten Situationen umzugehen und haben noch einmal ein besonderes gemeinsames Erlebnis, an das wir lange zurückdenken werden.
Abschlussfest
Am letzten Kindergartentag findet unser Abschlussfest statt. Kindergartenkinder, Eltern, Geschwister und Erzieher feiern gemeinsam am Nachmittag, wir essen, spielen und singen. Den Auftakt zum Fest bildet seit vielen Jahren eine Aufführung der zukünftigen Schulkinder. Ein kleines Konzert mit einigen Lieblingsliedern als „Momo-Band“ oder ein Theaterstück nach einem Lieblingsbilderbuch stehen dann auf dem Spielplan. Die Vorbereitung zu diesem Auftritt ist eine besondere Zeit für die Schulkinder, die sie sehr genießen. Die Erzieher nehmen sich Zeit für die Proben, bei denen auch das ein oder andere Schulthema aufgegriffen werden kann.
„Einmal Momo, immer Momo“
Auch nach dem Ende der Kindergartenzeit möchten viele Kinder ab und zu noch Kindergartenluft schnuppern. Wir freuen uns über Besuche der ehemaligen Kindergartenkinder. Und grade in den letzten Wochen ihrer Zeit bei uns ist es für die zukünftigen Schulkinder wichtig zu wissen, dass sie willkommen sind.